Eine Reise zum Mond könne er sich vorstellen, so Werner Herzog. Der deutsche Ausnahmeregisseur, filmisch immer schon gern auf Reisen, wird 75. “Die senden immer Techniker ins All und haben noch nie einen Poeten da raus geschickt”, sagte Herzog im April in der Los Angeles Times.
Reisen, das ist nicht Motto, es, ist Notwendigkeit für Herzogs Arbeit. Sein neuestes Werk, die Vulkan-Dokumentation “Into the Inferno”, ist keine Ausnahme. Sogar dem Regime in Nordkorea schwatzte er eine Drehgenehmigung ab.
Herzog reiste in den Dschungel. Mit Dieter Dengler, einem Deutschen, dessen größter Traum das Fliegen war. Dengler ging in die USA, setzte sich ans Steuer einer Militärmaschine und landete in Vietnam. Gefangen vom Vietcong, in Herzogs Dokumentation wandeln der Regisseur und Dengler auf den Spuren dieser dramatischen Reise.
Herzog reiste in den Dschungel, schon früher. Unvergessen ist, wie er in Fitzcarraldo einen Flussdampfer über einen Berg im südamerikanischen Urwald ziehen ließ. Eine Mammutaufgabe, aber weniger filmtechnisch, als wegen seines exzentrischen Protagonisten Klaus Kinski. Herzog und Kinski verband eine intensive gemeinsame Karriere. Die Wutausbrüche Kinskis, die irrationalen Entgleisungen am Set, gehören heute zum essenziellen filmgeschichtlichen Kulturgut. Herzog selbst verarbeitete die Ereignisse in seinder Kinski-Doku “Mein liebster Feind”. Herzog selbst blieb keine Wahl, schon im Titel wählte er klare Worte.
Herzogs Liebe galt Dokumentationen, aber auch Spielfilmen. Von Zeit zu Zeit stand er sogar selbst vor der Kamera. So spielte er in “Jack Reacher”, einem Actionstreifen, an der Seite von Tom Cruise. Herzog gab den Bösling, eigenwillig, einmalig, eindeutig. Herzog bräuchte keine Bilder, seine Stimme, seine Artikulation erkennen Filmfans auch aus dem Off.
Mit den deutschen Kritikern stand er zeitweise auf Kriegsfuß, seine cineastische Heimat fand er in den USA. Nicht selbstverständlich, war er doch keine der klassischen Hollywood-Filmgestalten (wie auch die Exporte Wolfgang Petersen, Bernd Eichinger und Roland Emmerich), sondern trotz seiner mitunter auch technisch aufwendigen Arbeiten doch immer etwas Autorenfilmer.
Der Bayer (am 5. September 1942 unter dem Namen Werner Herzog Stipetić in München geboren) wird also 75. Das Reisen lässt er auch weiterhin nicht bleiben. Dass er wirklich auf den Mond reisen würde, daran zweifelt wohl keiner. Aber eines hat Werner Herzog schon klargemacht: Reisen würde er nur, wenn er seine Kamera mitnehmen darf.