Der Preis für die verschenkteste Idee der Viennale’14 muss an Time Lapse gehen. Dabei hätte es so schön werden können. Drei junge WG-Bewohner in einer Gated Community (sic!) finden im verlassenen Nachbarhaus eine Maschine, die Fotos von ihrem Fenster macht. Ein Polaroid pro Tag (welcher junge Kinobesucher kennt heute noch Polaroids?), auf dem das Geschehen im Wohnzimmer der Drei abgebildet ist. Von Akt-Posen bis Parties, alles drauf. Nach kurzer Überprüfung der Fotos stellen die zwei Jungs und das Mädchen allerdings fest: Die Fotos zeigen die Zukunft, das Geschehen des nächsten Tages, Schlag acht Uhr abends.

Tolle Idee, wird die Zeitmaschine hier nicht zum klassischen Science Fiction degradiert, sondern ihre Vorhersagekraft auf die nächste Zukunft beschränkt. Das lässt Raum für Charakterentwicklung und Story, die soziale Beziehungen zwischen den Figuren beleuchtet. Das Zukunftselement als kreativer Aufhänger, nicht als aufdringliche technologische Komponente im Sinne eines Stargate.

Aber was jetzt passiert, folgt dem hyperklassischen Muster: Der Coole mit dem lockeren Mundwerk (George Finn), der sich schon in Reichtum wähnt, weil er die Hunderennen des nächsten Tages vorhersagen kann. Der zweifelnde verhinderte Maler (Matt O’Leary), dem zum Klischee nur die Baskenmütze fehlt und der die Polizei rufen will. Das Mädchen mit den Rehaugen (Danielle Panabaker), das seine Rolle als vermeintlicher Sidekick einnimmt und die erste Filmhälfte hindurch einfach nur geil aussehen soll. Der Bösling mit dem spitzen Bart und dem glatzköpfigen idiotischen Prügelpaul an seiner Seite. Und eine Zeitmaschine, die wie eine Kreuzung aus 70er Jahre Filmprojektor und 90er Jahre Opel Vectra mit grüner Unterbodenbeleuchtung aussieht. Dazu ein Plot, der zu absurd ist, um ihn ernstzunehmen, aber zu wenig originell, um den Spaß der Übertreibung zu entfesseln. So laviert Regisseur und Drehbuchautor Bradley King in seinem Langfilmdebüt zwischen Omega-Beta-Zeta-Haus-Teeniehorror mit möglichst wenig expliziten Sex- und Kusszenen und den seltenen Gewaltausbrüchen, die genauso sinnlos daherkommen wie der Rest des Films. Die in Ansätzen sogar erträglich überraschende Auflösung wirkt so hingeschludert, als ob die Darsteller genauso froh wären wie die Kinobesucher, dass das Trauerspiel ein Ende findet.

Die anfänglich noch netten Bilder verlieren sich im Verlauf des Films ebenfalls in dunklen, aber farbig poppigen Einstellungen, die immer ein bisschen mehr erahnen lassen, als die Charaktere wahrnehmen. Das ist aber auch das einzige und denkbar platteste Stilelement, das gelegentlich einen Hauch von Spannung aufkommen lässt. In einer solchen Einstellung endet der Film nach 103 Minuten – was hätten wir erwartet – mit einem letzten Polaroid-Foto aus der Maschine. Darauf zu sehen ist: nichts.

Dramaturgie: -
Sex: o
Bilder: -
Story: o
Musik: -
Schauspiel: -
Durchblick: +
Humor: o

Flattr this!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Website